Rotbuche

Deutscher Name

Rotbuche

Lateinischer Name

Fagus sylvatica L.

Namensbedeutung

Vorgermanisch bhâgos, lateinisch fagus, griechisch phagein für essen. Sylvatica = lat. Adjektiv zu Wald

Baum/Strauch

Baum

Fremdländisch/einheimisch

Einheimisch

Laub-/Nadelholz

Laubholz

Blattform

Wechselständig, länglich-elliptisch bis eiförmig, Blatt mit 8-10 Nervenpaaren, Blattrand ist wellig, 5 bis 10 cm lang und 3 bis 7 cm breit

Rinde

Anfangs bleigrau bis graubraun, im Alter silbergrau, glatt.

Blüte

Einhäusig

Frucht

Bucheckern, etwa 2 cm lang, scharf dreikantig

Wuchsform

Krone breit gewölbt. Im freien Stand breitkronig mit starken Ästen und bis zum Erdboden hängenden Zweigen, im Wald mit langen Schäften und schmaler Krone. Wipfeltriebe junger Bäume oft überhängend, sich später aufrichtend.

Höhe

Bis über 40 m

Alter

Bis 300 Jahre

Standort

Auf lockeren, mittelgründigen, gut drainierten, steinigen Lehmböden, sowohl auf kalkhaltigem als auch saurem Gestein. Hohe Schattenverträglichkeit

Holz verwendet zu…

Furnier, Sperrholz, Möbel, Parkett, Spielzeug, Brettschichtholz, Brennholz, Zuber, Bottiche, Melkeimer, Bärsten, Löffel, Schüsseln, Rechen, Wäscheklammern. Dem Holz mangelt es an Fäulnisresistenz und Elastizität. Mit Teeröl imprägniert wurde es für Bahnschwellen verwendet. Die Buche schlägt nur schwer aus dem Stock aus im Gegensatz z. B. zu Eiche und Hainbuche.

Buchenholz hat einen höheren Brennwert als z. B. Eiche. Im Zeitalter vor der Steinkohle verfeuerte man es gerade in unserer Region über den Umweg über die Holzkohle in den Eisenhütten.

In den Nachkriegsjahren, als Kraftstoff für Fahrzeuge schwer oder gar nicht zu bekommen war, verwendete man Holzgas aus trockener Destillation als Treibstoff vor allem für Lastwagen.

Der Tischlermeister Thonet entwickelte im 19. Jh. das Verfahren, Buchenholz unter starker Wasserdampf- und Hitzeeinwirkung in gefällige Formen zu biegen. Sei bekanntestes Möbelstück, der Wienerstuhl Nr. 14, wurde über 60 Mio. Mal in alle Welt verkauft.

Sonstige Teile verwendet zu…

Buchenlauge (aus Buchenasche und Wasser) wurde als Waschlauge verwendet.

Bucheckern als Schweinemast (aber nicht so beliebt wie Eicheln). Wirtschaftliche Bedeutung erlangte Buchenöl (als Speiseöl) in den beiden Weltkriegen. Die Nachkriegsjahre 1946 und 1947 waren mit einer Jahrhundertmast gesegnet. Damals zogen jung und alt in die Wälder, um zentnerweise Bucheckern zur Ölgewinnung zu sammeln. Bucheckern bestehen zu 23% aus Eiweiß, zu 40 bis 50% aus Fett. Aus 4 kg Bucheckern gewinnt man 1 l Öl.

Wichtige Schädlinge

Die Anzahl letaler Krankheiten ist bei der Buche im Vergleich zu anderen Baumarten Europas gering. Großkalamitäten sind nicht bekannt. Wildverbiss, Schleimflusskrankheit hervorgerufen durch die Buchenwollschildlaus (Cryptococcus fagisuga).

Der Buchen- oder Zunderschwamm (Fomes fomentarius) verursacht Weißfäule, war aber früher selbst, meist mit Urin getränkt, sehr gefragt zum Feueranzünden.

Kulturhistorische Infos

Dem römischen Dichter Tacitus beschrieb die großen dunklen Buchenwälder Germaniens im 1. Jh. n. Chr. als grauenhafte Orte, die von zivilisierten Menschen besser gemieden wurden. Diese düsteren Buchenwälder waren, in waldgeschichtlichen Zeiträumen gemessen, gar nicht so alt. Erst infolge einer Klimaabkühlung seit der Bronzezeit (2.000 – 500 v. Chr.) wurde frühere, wärmeliebende und lichte Eichenwälder immer stärker von Rotbuchenbeständen verdrängt. Ab der Eisenzeit (500 v. Chr. bis Zeitenwende) war das ursprüngliche Eichengebiet fast gänzlich im Buchenwald aufgegangen.

Die aus Pollenanalysen rekonstruierte Rotbuchenverbreitung erreicht vor 1.000 Jahren ihr Maximum. Besonders stark ging der Rotbuchen-Polleneintrag infolge der Waldzerstörungen im Mittelalter zurück. Spätestens mit Einsetzen der geregelten Forstwirtschaft traten an die Stelle von Buchen- oft Nadelwälder, so wie auch im Hirschwald.

Der Regensburger Domherr Konrad von Megenberg (14. Jh.) schrieb: „Des Baumes Blätter sind gar lind und haben einen süßen Saft, und darum, wenn sie noch jung sind, so machen arme Leute Mus daraus und sieden es wie ein Kraut.“

Die Blätter der Buche lieferten die Blumware (pluoma = Tierweide), die grün oder getrocknet an die Tiere verfüttert wurde.

Bekannt ist die Novelle Die Judenbuche von Anette von Droste-Hülshoff

Ca. 1.500 Ortschaften mit Namen, die auf die Buche zurück gehen. Von den heutigen deutschen Ortsnamen lassen sich 1567 von der Buche ableiten, von der Eiche nur 1400.

Die Buche steht in enger Beziehung mit der deutschen Muttersprache. Der „Buchstabe“ war ursprünglich ein Buchenstab, auf den Runen eingeritzt waren, der geworfen und dann (auf)-gelesen wurde. Beschriftete Buchenholztafeln, welche zusammengeheftet wurden, haben dem „Buch“ seinen Namen gegeben.

Buchenspäne waren zu Beleuchtungszwecken sehr begehrt, da sie im Gegensatz zu den sonst üblichen Kiefernspänen nicht „spritzten“.

Bei Blutbuchen überdeckt der Überschuss an roten Farbstoffen (Anthocyanen) das Blattgrün. Sie wurden erstmals 1680 bei Zürich entdeckt und haben längst in Parks und Gärten Eingang gefunden.

Buchenrinde diente als Rohstoff zur Gerbstoffgewinnung und aus der Rinde wurden im Altertum Gefäße hergestellt.

Sagen und Mythen

„Eichen sollst du weichen,

Vor Fichten sollst du flüchten,

Weiden sollst du meiden,

Buchen aber suchen.“

So lautet der Ratschlag im Volksglauben, um sich vor Blitzen zu schützen. Er sollte aber nicht ernstgenommen werden.

Naturschutzfachliches

Bucheckern überwintern in der Streu und werden dort zu erheblichen Teilen von Teilen gefressen oder zur Bevorratung eingegraben. So ernähren sich 26 Vogelarten und 17 Säugetierarten im Winter vorwiegend von den Früchten. Von den mitteleuropäischen Tierarten leben 1/6 in Buchenwäldern. Davon sind 1.800 Arten eng an diesen Lebensraum angepasst.

Die Krautschicht des Buchenwaldes hat sich auf seine besonderen Lichtverhältnisse eingestellt. Im April, bevor das Laub der Bäume völlig entfaltet ist, spielt sich der Vegetationszyklus der Frühlingsgeophyten wie im Zeitraffertempo ab. Leberblümchen, Veilchen, Buschwindröschen, Lungenkraut und Primeln reagieren üppig auf das viele Licht, das im zeitigen Frühjahr noch durch die unbelaubten Äste auf den Boden fällt.

Buchentotholz wird innerhalb von 15 bis 25 Jahren vollständig zersetzt.

Buchenwälder sind die wichtigsten und am weitesten verbreiteten Pflanzengesellschaften in Mitteleuropa. Um dieser naturschutzfachlichen Bedeutung der Buchenwaldgesellschaften gerecht zu werden, wurden in die europaweite FFH-Richtlinie auch einige Waldgesellschaften der Buchenwälder als schutzwürdige Lebensraumtypen aufgenommen. Im heutigen deutsche Wirtschaftswald stellt die Rotbuche magere 17%.

Trotz der starken Eingriffe reicht das aktuelle Rotbuchenvorkommen in Europa sogar über das natürliche Areal hinaus. In Schottland und Irland, wo die Art ursprünglich nicht vorkam, wurde sie erfolgreich forstwirtschaftlich angebaut. Daraus kann man folgern, dass das natürliche Areal der Rotbuche in Ausbreitung begriffen war, als der Mensch begann, auf die Waldentwicklung Einfluss zu nehmen.

Klimaprognose

Die Buche spielt als wichtige Baumart beim Waldumbau, um klimatolerante Wälder aufzubauen, eine bedeutende Rolle, ist aber inzwischen auch von der Trockenheit bedroht. Mischbestände, häufig mit der Buche, sollen das Risiko in Zeiten der Klimaerwärmung auf verschiedene Baumarten verteilen.

Baum des Jahres

1990

Naturheilkunde

Ein Tee aus Buchenrinde wirkt fiebersenkend, antiseptisch und bringt insbesondere bei Erkrankungen der Atemwege Linderung. Die Buche liefert ferner Buchenholzteer, den man früher als juckreizstillendes und entzündungshemmendes Mittel bei Hauterkrankungen einsetzte.

Ein früher angesehenes Heilmittel, den Buchenholzteer wurde zu Kreosotpillen gedreht als Medikament gegen Magenstörungen. Inzwischen ist er als krebserregend eingestuft und darf nur äußerlich angewendet werden. Heute kann man Buchenholzteer als Pix Fagi kaufen gegen Gicht, Rheuma und Hautleiden. In der Tierheilkunde als Desinfektionsmittel für verletzte Klauen von Ziegen und Schafen.

Die Holzkohle dient in verschiedenen Präparaten als Mittel gegen Verdauungsschwäche, Krampfadern sowie bei Herz- und Kreislaufschwäche.

Reines Buchenöl kann dermatologisch eingesetzt werden.

Verwendung in der Küche

Die ganz jungen Blätter lassen sich als Aroma für Limonaden verwenden indem man sie über Nacht in Wasser einlegt. Auch Liköre kann man mit den Blättern aromatisieren, indem man sie zwei Wochen in den Likör einlegt. Man kann sie aber auch für Salate und Gemüsegerichte verwenden. Dass frisch ausgetriebene Buchenblätter aufs Butterbrot im Frühjahr eine delikate Zwischenmahlzeit ergeben, ist keine Modeerscheinung.

Rohe Bucheckern, die man im September erntet, sind in großen Mengen unbekömmlich, geröstet sind sie jedoch zum Verzehr gut geeignet. Man verwendet sie als Zusatz für Salate und als Einlage in Schnaps, geröstet als Kaffee-Ersatz und gekocht als Gemüsebeigabe. Auch Speiseöl kann aus Bucheckern gewonnen werden.

Die Buchenkeimlinge eignen sich im März und April würzig eingelegt als Antipasti oder fein gehackt und in Salz gelegt als rohe Zugabe für einen Salat.

Naturparkspezifisch

Im Naturpark Hirschwald gehen die Ortsnamen Mendorferbuch undFlügelsbuch auf diese Baumart zurück. Buchenwälder findet man im Naturpark meist an felsigen Hängen, besonders in den Bereichen um Kastl. Dort liegt auch das Buchen-Naturwaldreservat Herrenberg.