Birke

Deutscher Name

Birke

Lateinischer Name

Betula pendula

Namensbedeutung

„Birke“ leitet sich aus der indogermanischen Sprachwurzel „bhereg“ ab, was leuchten, glänzen, strahlen bedeutet und auf die weiße Rinde hinweist.

Baum/Strauch

Baum

Fremdländisch/einheimisch

Einheimisch

Laub-/Nadelholz

Laubholz

Blattform

Rautenförmig bis 3-eckig, 4-7 cm lang, Spitze lang ausgezogen, Basis breit keilförmig oder gestutzt, regelmäßig doppelt gesägt, Nervenpaare 6-7, oberseits lebhaft grün, jung stark klebrig, Stiel 1,5-3 cm lang, Herbstfärbung meist intensiv gelb

Rinde

Rinde anfangs glänzend hellbraun, später weiß, abblätternd, Borke im Alter schwarz, rau und rissig.

Eine Besonderheit an der Birke ist ihre hellweiße Rinde. Dadurch kann sie als Baum der Freiflächen die Oberflächentemperatur auf ihrer Rinde deutlich verringern. Die weiße Farbe kommt durch den Farbstoff Betulin zustande, der die Rande gleichzeitig wasserundurchlässig macht und gegen Tierfraß schützt. Ältere Rindenschichten lösen sich regelmäßig vom Stamm ab, indem sich größere Flächen der Rinde waagrecht einrollen. Darunter kommen immer wieder neue schneeweiße Rindenschichten zum Vorschein.

Blüte

Blüten in eingeschlechtlichen Ständen, Pflanzen einhäusig. Männliche Kätzchen zu 1-3 am Ende vorjähriger Triebe, schon im Sommer ausgebildet, 2,5-3 cm lang, ungeschützt überwinternd, zur Blütezeit bis 10 cm lang schlaff herabhängend. Blüten unscheinbar, mit 4-teiliger Hülle und 2 Staubblättern. Weibliche Kätzchen an der Spitze beblätterter Kurztriebe, unterhalb der männlichen, als Knospe überwinternd, blühend aufrecht stehend. Blüten zu dritt an der Achsel eines Schuppenblattes.

Blütenhülle fehlend.

März-April.

Frucht

Kätzchen zylindrisch, 2-3 cm lang, Fruchtschuppen mit kleinem, spitzem Mittellappen, die seitlichen größer und abstehend.

Wuchsform

Krone locker kegelförmig und mit +/- stark hängenden Zweigen. Triebe dünn, kahl und stark warzig.

Höhe

10-25 m

Alter

Bis 120 Jahre

Standort

Inbegriff einer Pionierbaumart mit hohem Lichtbedarf

In lichten Laub-, Nadel- und Mischwäldern, Mooren, Magerweiden und Heiden.

Auf feuchten bis trockeneren, mäßig nährstoffreichen, eher sauren, sandigen Lehm-, Sand- und Steinböden. Flachwurzelndendes Pioniergehölz auf Kahlschlägen, Brachflächen und Trümmergelände

Holz verwendet zu…

Furnier, für Schlafzimmer, zu Leitern, Tischen, Stühlen und Wäscheklammern.

Für Sperrholz und Schindeln. Getriebe in Mühlen, Täfelungen, Schlittenkufen, Felgen, Deichseln, Propeller, Holzschuhe, Tröge, Tassen, Löffel, Brennholz (da kein Funkenflug und dekorativ)

Sonstige Teile verwendet zu…

Saft für Haarwasser. Birkenwasser als Frühjahrskur. Birkenteer aus der Rinde: Weil Birkenrinde den sogenannten Birkenteer eingelagert hat, brennt das Holz sogar im frischen Zustand.

Die weiße Rinde haben unsere Vorfahren als Papier verwendet. In Skandinavien gibt es Häuser, deren Dächer mit Birkenrinde gedeckt sind. Die Lappen fertigten daraus Umhänge und Schuhe. In Notzeiten wurde Mehl aus der Rinde hergestellt und Pfannkuchen daraus gebacken.

Rinde als Werkstoff wie Leder zur Herstellung von Gefäßen oder Umhängen und Gamaschen.

Birkenteer zum Herstellen von Juchtenleder.

Kanus aus Birkenrinde der kanadischen Ureinwohner.

In Russland: Schuhe, Umhänge, Gamaschen aus Birkenrinde

Lappland: Decken aus Birkenrinde

Wichtige Schädlinge

Der Zunderschwamm (Fomes fomentarius) und der Birkenporling (Fomitopsis betulina) sind bedeutende Weiß- bzw. Braunfäulepilze, die zum Verlust der Standfestigkeit der betroffenen Bäume führen.

Kulturhistorische Infos

Weil der Name Birke im Gegensatz zu vielen anderen Baumarten wie Eiche, Buche oder Kiefer in sehr vielen Sprachen auf die gleiche indogermanische Sprachwurzel (siehe oben) zurückgeht, nimmt man an, dass die Birke in der Urheimat der Indogermanen ein Charakterbaum gewesen sein muss.

Schon Ötzi, der Mann aus dem Eis, hatte Birkenrindengefäße bei sich als Glutbehälter. Darin befanden sich frisch gepflückte Spitzahornblätter, die um Glutfragmente gewickelt waren. Birkenrindengefäße waren viel leichter und bei weitem nicht so zerbrechlich wie Keramikgefäße.

Die germanische Rune Berkana, die Birke, steht für Mutterschaft, Kindheit und Schutz. Unser Buchstabe B ähnelt der Berkanarune.

In der europäischen Tradition hat sich der Brauch gehalten, Wiegen aus Birkenholz zu fertigen um die Kinder symbolisch in den Armen von Berkana vor der Macht des Bösen zu schützen.

Als eine typische Pionierbaumart gehörte die Birke nach dem 2.Weltkrieg zu den wichtigsten „Trümmerbäumen“.

Im 1. Weltkrieg schickten deutsche Soldaten aus Russland Postkarten aus Birkenrinde in die Heimat.

Wurde in Rom ein neuer Konsul eingesetzt, trug man ihm dabei 12 Birkenstämmchen voran und sein Liktorenbündel war mit Birkenzweigen geschnürt.

Die Birke ist Wahrzeichen von Estland, aber auch Finnen, Litauer und Polen ehren den Baum als nationales Pflanzensymbol.

Verschiedene mongolische Stämme verehren die Birke als Weltenbaum.

Zusammengebundene Birkenzweige dienten früher nicht nur als Besen, sondern auch als Rute zur Erziehung „störrischer“ Kinder.  „o du gute Birken Ruth, du machst die ungehorsamen Kinder gut!“

Sagen und Mythen

In der Nacht zum 1. Mai stellten die jungen Männer ihrer Angebeteten ein Birkenbäumchen vors Haus, als Zeichen ihrer Liebe und als symbolischen Heiratsantrag.

Das Fest der Urmutter, die damals in Form einer Birke verehrt wurde, wurde in allen Kulturen zu Jahresbeginn gefeiert und stand in Zusammenhang mit der geheimnisvollen heiligen Hochzeit.

Russisches Sprichwort:

Die Birke leistet vier gute Dinge: Sie gibt Licht (Fackeln aus dem Holz), sie erstickt Schreie (mit Birkenteer schmierte man knarrende Wagenräder), sie heilt Kranke (Birkensaft und -blättertee), sie reinigt (Birkenruten in der Sauna).

Früher glaubt man, gegen Krämpfe helfe es, kleinen Kindern und Schwangeren Birkenzweige ins Bett zu legen.

Naturschutzfachliches

Auf die Birke haben sich in Mitteleuropa ca. 300 bis 400 Tierarten spezialisiert. Wichtiger Lebensraum und Futterpflanze für einige Falter wie zum Beispiel der Birkenspanner (Biston betularia). Die Birke ist auch eine wichtige Nahrungsgrundlag für das Birkhuhn und den Birkenzeisig.

Aber auch der Birkenporling (Piptoporus betulinus), ein wichtiger Heilpilz, den schon Ötzi nachweislich verwendet hat, benötigt Birken als Wirtspflanze.

Im innerstädtischen Bereich gilt die Birke als eine der Baumarten mit dem höchsten Staubfangvermögen.

Klimaprognose

Birken sind klassische Pioniergehölze, speziell auf feuchten Böden können sie allerdings ihre größte Stärke, die hohe Frosttoleranz bei einer Klimaerwärmung, nicht ausspielen.

Baum des Jahres

2000

Naturheilkunde

Im Frühjahr kann der bis zu 2% Traubenzucker enthaltende Saft durch Anzapfen gewonnen werden. Dieses Birkenwasser soll schon germanischen Stämmen als belebender Frühjahrstrunk gedient haben.

Der Tee aus Birkenblättern wirkt entwässernd und hilft bei Entzündungen an Niere und Blase.

Birkenrindensud kann zur äußerlichen Behandlung von Hauterkrankungen verwendet werden.

Verwendung in der Küche

Saft des Baumes kann frisch getrunken, zu Sirup verkocht oder zu Wein vergoren werden.

Junge Blätter lassen sich frisch als Grundlage von Salat und Gemüsegerichten verwendet werden. Getrocknet können sie als Gewürz verwendet werden.

Blütenkätzchen können zu Chutney eingekocht werden.

Naturparkspezifisch