Holunder, Schwarzer

Deutscher Name

Schwarzer Holunder

Lateinischer Name

Sambucus nigra L.

Namensbedeutung

Sambucus war der Name des Holunders bei den Römern. Nigra = lat. schwarz. Die althochdeutsche Namensform holuntar heißt hohler Baum und spielt auf das weiße Mark der Zweige an, das sich leicht herausstoßen lässt.

Baum/Strauch

Strauch/Baum

Fremdländisch/einheimisch

Einheimisch

Edellaub-/Laub-/Nadelholz

 

Blattform

Unpaarig gefiedert, 10-30 cm lang, mit meist 5 eiförmigen bis elliptischen, lang zugespitzten 6-10 cm langen, 3-4 cm breiten zerrieben unangenehm riechenden Fiederchen. Spreite oberseits tiefgrün, kahl; unterseits anfangs behaart aber verkahlend, heller grün

Rinde

Längsrissige, grau-braune Borke. Bei jungen Zweigen typisch die auffälligen Korkporen.

Blüte

Zwittrig, 5-zählig mit doppelter Blütenhülle, in endständigen, reichblütigen 10-15 cm breiten Schirmchen. Krone 5-9mm breit, flach ausgebreitet, weiß bis gelblichweiß, intensiver und charakteristischer Duft. Juni

Frucht

Steinfrüchte saftreich, kugelig, 5-6 mm groß, fast schwarz und glänzend, meist mit 3 Steinkernen von 3-4 mm Länge. Blütenstandsachsen purpurrot. August-September

Wuchsform

Breit ausladend mit überhängenden Zweigen

Höhe

6-8 m, gelegentlich über 10 m

Alter

30-50, in Ausnahmefällen 80-100 Jahre

Standort

Feuchte Wälder und Waldränder, Ufer und Gebüsche, Hecken, Straßen- und Wegränder. Kulturfolger und Stickstoffzeiger

Holz verwendet zu…

(Früher) Flöten und ein harfenähnliches Saiteninstrument

Sonstige Teile verwendet zu…

Hinter der Zusatzstoff-Nummer E 163 verbergen sich Anthocyane, Lebensmittelfarbstoffe, die überwiegend aus Holunderbeeren gewonnen werden.

Wichtige Schädlinge

Wühlmäuse verursachen an den Sträuchern des Schwarzen Holunders die größten Schäden, in großen Anlagen können sie bis zu 40 Meter lange Gänge anlegen, bei denen sie die Wurzeln der Sträucher schwer beschädigen.

Die Schwarze Holunderblattlaus (Aphis sambuci) befällt zumeist nur einzelne Pflanzen, schwächt sie aber durch das Saugen des Pflanzensaftes.

Gallmilben, insbesondere Spinnmilben, können Triebe verkrüppeln und so größere Schäden verursachen.

Die Holunderdoldenwelke (Boeremia sambuci-nigrae , Syn.: Phoma sambuci-nigrae), eine Pilzerkrankung, lässt die Blütenstände verwelken, so dass es zu starken Ernteeinbußen kommen kann. Diese äußert sich in einem Welken der Haupt- bzw. Seitenachsen der Blütenstände. Neben der Pilzinfektion sind allerdings auch physiologisch bedingte und Umweltfaktoren zu berücksichtigen.

Cercospora depazeoides verursacht Blattnekrosen.

Blütenbotrytis kann gelegentlich zum Verrieseln der Blüten führen.

Der Pilz Judasohr besiedelt gerne den absterbenden Busch.

Kulturhistorische Infos

Flieder als Bezeichnung für den Schwarzen Holunder kommt aus dem Niederdeutschen. Andere Namen sind Holler oder Holder.

Aus den kräftigeren Schossen kann man das weiße Mark entfernen und bekommt so hohle Röhren, aus denen Kinder früher gerne Flöten oder Pfeifen gebastelt haben.

Verwendung bereits  in prähistorischer Zeit: Nahrungsmittel, Färbemittel für Leber, Verwendung der hohlen Holzröhren als mit Bogensehnen betriebene Bohrer, Ausgangsmaterial zur Herstellung von Flöten

Sagen und Mythen

Positive Konnotationen: In der nordischen Mythologie der Germanen existierte die Vorstellung, dass Freya, die Beschützerin von Haus und Hof, sich den Holunderbusch zum Wohnsitz auserwählt habe. Die Göttin der Quellen und Brunnen, Holla (Grimm's Märchen, Frau Holle), wurde unter dem Hollerbusch um die Fruchtbarkeit der Felder gebeten. An der Blüte des Holunders meinten die Bauern zudem, die Reichhaltigkeit der nachfolgenden Ernte ablesen zu können. Die Vorstellung, dass im Holunder die guten Geister wohnten, war bei Griechen, Römern und Germanen gleichermaßen bekannt, mit der Folge, dass es Sitte gewesen sei, den Holunder in der Nähe des Hauses zu pflanzen; allerdings niemals unter dem Schlafzimmer, da der schwere, süßliche Duft der Blüten benommen mache. Die wohlgesonnene Hausgeister im Holunder führten zu dem Spruch, dass man vor einem Hollerbusch den Hut ziehen müsse. Außerdem galt ein bei der Bestattung auf das Grab gestecktes Kreuz aus Holunder, das nach einiger Zeit wieder grünte, als Zeichen dafür, dass dem Verstorbenen ein seliges Jenseits beschieden war. Er galt als Abwehrmittel gegen schwarze Magie und Hexen, schützte vor Feuer und Blitzeinschlag. Man sollte unter ihm vor Schlangenbissen und Mückenstichen sicher sein.

Negative Konnotationen: Das Aushacken oder Verstümmeln eines Holunders brachte Unglück oder Tod. Das Verdorren zeigte den Tod eines Familienmitglieds an. Der ebenfalls existierende Holunder-Beiname Baum des Teufels ist hingegen mit dem Christentum verbunden: Judas Iskariot soll sich nach dem Verrat an Jesus an einem Holunder erhängt haben, der unangenehme Geruch des Laubes soll daher kommen. Auf Grund der Verwandlungsfähigkeit von Hexen in einen Holunderzweig wurden aus Holunderholz weder Möbel hergestellt noch wurde es als Fußbodenbelag verwendet. Kinder, die in eine Wiege aus Holunder gelegt worden seien, konnten Frau Holle zum Opfer fallen.

 

 

Naturschutzfachliches

62 Vogelarten fressen seine Früchte. Vor allem Mönchsgrasmücken, Amseln, Drosseln und Stare besuchen den Strauch währen der Beerenreife. Auch 8 Säugetier- und 15 Insektenarten interessieren sich für seine Beeren, Blätter und Blüten.

Bildung von reichlich Pollen, aber kaum Nektar. Blütenbesucher: Fliegen und Hautflügler. Die Früchte werden hauptsächlich von Vögeln, z. B. Amseln, Drosseln, Staren und Mönchsgrasmücken, aber auch von Säugetieren gefressen.

Klimaprognose

 

Baum des Jahres

 

Naturheilkunde

Die Blüten als heißer Tee (Fliedertee) gelten als schweißtreibendes Mittel bei fieberhaften Erkältungskrankheiten. Äußerliche Anwendung in Gurgelwässern und Bädern. Die vitamin- und mineralstoffreichen Früchte werden in Form von Saft oder Mus (beides gekocht) traditionell bei Erkältungskrankheiten, Rheuma- und Nervenschmerzen eingesetzt. Die Beeren, roh oder unreif in größeren Mengen genossen, erzeugen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.

Verwendung in der Küche

Blüten: Von Mai bis Juni lässt sich das intensive Aroma der Blüten in Essig, Wein, Limonaden, Süßspeisen, Cocktails und Tees nutzen. Die Blüten selbst backt man in Teig aus als Hollerküchl.

Beeren: Rohe Beeren für Menschen leicht giftig, reife Beeren kann man in größeren Mengen entsaften.

Naturparkspezifisch

Der Holunder ist im Naturpark Hirschwald in Hecken und an Waldrändern weit verbreitet. In einigen Orten gibt es alljährlich zur Blütezeit Hollerfeste.