Waldkiefer, Föhre

Deutscher Name

Waldkiefer, Föhre

Lateinischer Name

Piunus sylvestris L.

Namensbedeutung

Pinus bezieht sich auf die spitzen Nadeln. Als „pinum“ bezeichneten die Alten spitze Gegenstände wie z. B. den Wurfspieß. Sylvestris = lat. Adjektiv für Wald-.

„Kiefer“ entstand erst seit dem 15. Jahrhundert.

Althochdeutsch aus „kien“ = harzreiches Holz & „foren“ zu „Kienföhre“. Föhre war ursprünglich ein allgemeiner Begriff für einen Nadelbaum. Die Bibelübersetzung von Martin Luther zählt zu den frühesten Zeugnissen, in denen die Kiefer als solche Erwähnung findet.

Baum/Strauch

Baum

Fremdländisch/einheimisch

Einheimisch

Laub-/Nadelholz

Nadelholz

Blattform

Nadeln, je zwei Nadeln pro Kurztrieb, steif, etwa 2,5-8 cm lang, bis 2 mm breit.

Rinde

Rinde stark gefurchte, grau- bis rotbraune Schuppenborke im unteren Stamm, glatte, leuchtend rotgelb- bis fuchsrote blättrige Rinde im oberen Stamm.

Blüte

Pflanze einhäusig. Männliche Blüten zahlreich, am Grunde junger Langtriebe an Stelle beblätterter Kurztriebe, walzlich, 6-7 mm lang, gelb. Weibliche Blütenstände fast endständig an jungen Langtrieben zu 1-2(-5), eiförmig oder fast kugelig, 5-6 mm lang, hellrosa bis tiefrot.

Blütestarke Jahrgänge (alle 2-6 Jahre) machen sich zur Hauptblütezeit wie bei der Fichte durch den sogenannten „Schwefelregen“ bemerkbar.

Frucht

Dunkelbraun bis schwärzliche Zapfen, kurzgestielt, 3-8 cm lang, 3-5 cm breit

Wuchsform

Krone anfangs kegelförmig, später unregelmäßig, abgerundet, flach oder fast schirmförmig. Triebe gelblich bis grün, kahl, Knospen länglich-eiförmig, 0,6-1,2 cm lang, zugespitzt, rötlich braun, +/- harzig

Höhe

45 m

Alter

600 Jahre

Standort

Auf mäßig trockenen bis nassen, basenreichen, kalkhaltigen oder sauren, humosen Lehm-, Sand-, Kies-, oder Torfböden; in sommerwarmer, häufig winterkalter Klimalage.

Holz verwendet zu…

Möbel, Fensterrahmen, Innenausbau und Verschalung

Sonstige Teile verwendet zu…

Aus dem Harz wurden u.a. Lacke, pharmazeutische Produkte oder Tusche hergestellt.

Auch heute noch werden die Zapfen (Butzlkäih) zum Grillen verwendet.

Wichtige Schädlinge

Hervorzuheben sind die hohe Empfindlichkeit gegen So2-Immissionen sowie die Anfälligkeit gegenüber Insekten- (Kiefernspanner, Forleule etc.) und Pilzkalamitäten (Kiefernschütte) besonders dann, wenn sie großflächig in gleichaltrigen Reinbeständen angebaut wird.

In Kulturen sind es der große braune Rüsselkäfer (Hylobius abietis) und der Waldgärtner (Tomicus piniperda), in Beständen der Raupenfraß der Schmetterlinge Nonne (Lymantria monacha), Forleule (Panolis flammea), Kiefernspinner (Dendrolimus pini) und –spanner (Bupalus piniaria) oder der Larvenfraß der Kiefernbuschhorn-Blattwespe (Diprion pini), die großflächig schädigen.

Kulturhistorische Infos

P. sylvestris stellt eine der wirtschaftlich wichtigsten Waldbaumarten der Nordhalbkugel dar. Die geringen Ansprüche an Klima und Boden sowie die kaum zu überblickende Variationsbreite der Merkmale und Eigenschaften sind besonders hervorzuheben.

P. sylvestris bedeckte nach der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren zusammen mit der Birke riesige Landstriche Mitteleuropas. Diese beiden lichtkeimenden Arten können sich mit ihren geringgewichtigen Flugsamen leicht über ausgedehnte Flächen hinweg ausbreiten und spielen noch heute als Pionierpflanzen eine bedeutende Rolle. Die große heutige Verbreitung der Föhre, wie der Baum auch genannt wird, ist allerdings nicht natürlich. Der einstige nacheiszeitliche Kiefern-Birken-Wald war aufgrund von Klimaschwankungen längst von anderen konkurrenzstärkeren Gehölzen wie der Hasel (berist um 6.000 v. Chr.) und später der Eiche (um 5.000 v. Chr.) verdrängt worden. Der erneute Siegeszug der Föhre begann mit dem ausgehenden Mittelalter, als man anfing, sie (ähnlich wie später die Fichte, siehe dort) systematisch auf inzwischen veröfeten und herabgewirtschafteten Braachflächen zu pflanzen. In dieser Vorreiterrolle ging der Nürnberger „Tannensäer“ Peter Stromer oder Stromeier in die Geschichte ein. Als einer der ersten hatte er bereits 1368 im Lorenzer Reichswald mehrere 100 Morgen Kieferaufforstung veranlasst.

Baumharz galt seit Urzeiten als begehrtes Handeslprodukt. Schon 4.000 v. Chr. balsamierten die Ägypter ihre Mumien damit ein, und in der Antike musste es sogar als Zahnersatz herhalten. Der Bernstein ist fossiles Baumharz, welches heute zu Schmuck verarbeitet wird. In den sozialistischen Ländern Osteuropas konnte das alte Gewerbe der Harzerei noch bis weit in die 1980er Jahre hinein überleben, obwohl die Harznutzung den Bäumen stark schadet, da diese für Schädlinge anfällig werden. Man legte einige Stellen des Stammes bis aufs Holz frei. Ein mit dem „Reißeisen“ geführter senkrechter Riss leitete das abfließende Harz direkt in ein darunter angebrachtes Gefäß. Ein Baum lieferte jährlich 1,5 – 4,5 kg Harz, das anschließend in großen Kesseln gekocht und durch nasse Säcke gepresst wurde. Je nach Qualität wurde es zu pharmazeutischen Produkten, Firnissen, Lacken oder Wagenschmiere weiterverarbeitet. Zusammen mit Schmalz zu einer dickflüssigen Substanz eingekocht diente Harz außerdem als „Holzpik“. Damit schmierten sich die Holzknechte die Hände ein, damit diese klebriger und der Axtstiel griffiger wurde. Der in den Säcken verbliebene Rückstand ging an die Rußhütten zur weiteren Verbrennung zu Kienruß. Dieser wurde in immer größeren Mengen für die Druckerschwärze und für schwarze Stiefelpolitur benötigt. Aus dem harzreichen Holz wurde auch durch chemische Extraktion Terpentin gewonnen. Daraus wiederum lässt sich Terpentinöl herstellen. Das als Destillationsrückstand anfallende Kolophonium (Geigenharz) trägt seinen Namen nach einem Ort in Kleinasien südlich von Izmir. Vor allem in ausgedehnten Kieferngebieten gab es früher so genannte Teerschwelereien. Im Gegensatz zu den offenen Meilern zur Holzkohleerzeugung durften im Teerofen die entstehenden Destillationsnebenprodukte nicht im Boden versickern, sondern wurden im unteren Bereich aufgefangen (Palkeringer Ziegelkohlenmeiler). Als erstes Produkt trat Teergalle oder Teerwasser aus, das die Gerber zum Schwellen der Häute verwendeten. Danach kam dickflüssiges Kienöl und zuletzt der dunkle, zähe Holzteer (Pech). Diesen gebrauchte man zum „Auspichen“ von Fässern und zum Entborsten der frisch geschlachteten Schweine. Außerdem wurden Boote, Dächer und das Teerzeug der Fischer damit geteert. Wurden die obenen genannten Destillate nicht zeitlich von einander getrennt sondern insgesamt erfasst, entstand Wagenschmiere. Sogar der Ruß wurde einer Verwendung zugeführt: Rußbrenner erzeugten aus dem Rauch den begehrten Feinruß für Tusche, Buchdruckerschwärze und schwarze Ölfarbe. In demselben Maße in dem Holzkohle durch die wesentlich billigere Steinkohle ersetzt wurde, verdrängte jedoch Steinkohlenteer das alte Kienprodukt.

Mit der Lärche gehört die Kiefer zu den harzreichsten einheimischen Nadelgehölzen. Aus ihrem Holz wurden die sog. Kienspäne geschnitten. Im Mittelalter waren sie die wichtigste Lichtquelle und wurden z.T. noch bis ins 20. Jahrhundert verwendet. In den Kienhalter (Holzgestell mit eisernem Griff am Ende gesteckt und angezündet konnten die Späne eine Bauernstube eine gute Stunde erhellen.

Besonders bedeutend war die Gewinnung des Harzes aus Kiefernholz.

Aus dem Harz wurden u.a. Lacke, pharmazeutische Produkte, Tusche hergestellt.

Kiefernpollen ist im trockenen Zustand leicht entzündlich, deshalb soll er früher im Laientheater gelegentlich zur Blitzerzeugung verwendet worden sein.

Eine weitere Verwendung fanden auch Kiefernnadeln, aus denen ärmliche Haushalte die „Waldwolle“ zum Stopfen der Kissen und Bettdecken erzeugten. Die Nadeln wurden dann monatelang in lauwarmen Wasser eingeweicht, bis die harte Schale in der gärenden Flüssigkeit aufsprang und ein weiches, watteähnliches Produkt zum Vorschein kam, das nun an der Sonne getrocknet werden musste.

Sagen und Mythen

In Gegenden, wo die Kiefer seit langem stärker verbreitet ist, z.B. Bosnien und Herzegowina, wurde ihr Holz als Abwehr gegen Zauberei und böse Magie benutzt. Laut der griechischen Mythologie wurde die Nymphe Pitys (pitys oder peukê = gr. Kiefer) von den Göttern in eine Kiefer verwandelt, um dem lüsternen Pan zu entgehen.

Eine andere Version berichtet von Pitys, dass sie von Boreas (Nordwind) und von Pan begehrt wurde. Als sie Pan den Vorzug gab, stürzte Boreas sie über einen Felsen zu Tod. Pan verwandelte ihren Leichnam in den ihm heiligen Baum, die Kiefer, von der er auch einen Kranz um den Kopf trug. Wenn im Herbst der Nordwind weht, weint Pitys bittere Tränen (Harztropfen).

Dass die Kiefer im Volksglauben und Brauchtum des deutschen Sprachraums so gut wie keine Rolle spielt, ist kaum verwunderlich, denn ihren Siegeszug, und somit ihre weite Verbreitung bei uns, hat sie erst vor wenigen hundert Jahren angetreten.

Dagegen nimmt die Kiefer eine überragende Bedeutung in der japanischen Kultur ein. Neben Kirsche und Pflaume zählt sie nicht nur zu den beliebtesten Gartenbäumen, sondern wird auch als Sitz der Götter verehrt. Kiefern werden in Japan als Neujahrsschmuck zu beiden Steine der Haustüre aufgestellt. Im klassischen japanischen Theater wird zu Ehren der göttlichen Kiefer das „No-Spiel aufgeführt, bei dem die Kulisse stets mit einer Kiefer bemalt ist. Die Taoisten schätzen Kiefernsamen als Nahrungsmittel, weil sie sich Eigenschaften des Baumes wie Ausdauer und Überlebenskraft aneignen wollen.

Naturschutzfachliches

Mit Buche und Eiche gemischt kann sie ökologisch und ökonomisch wertvolle Mischwälder bilden.

Trotz der Windblütigkeit des Baumes stellt Kiefernpollen eine bedeutende Nahrungsquelle für Bienen dar.

Klimaprognose

Die hohe Anpassungsfähigkeit an wechselnde Klimabedingungen kann der Kiefer in Zeiten des Klimawandels zu einer deutlichen Stärkung in der Konkurrenz mit anderen Baumarten führen. Allerdings wird mit einem deutlichen Schädlingsdruck gerechnet.

Baum des Jahres

2007

Naturheilkunde

Aus Nadeln und Zweigspitzen wird ätherisches Öl gewonnen. Es wirkt antimikrobiell. Das Harz und ätherisches Öl wirkt äußerlich angewendet Hautreizend und fördert die Durchblutung.

Die Volksmedizin verwendet die Pflanze auch als Badezusatz bei Rheuma, neuralgischen Schmerzen, Erschöpfungszuständen und zur Förderung der Harnausscheidung.

Ein Sirup aus den jungen Sprossen wirkt lindernd bei Luftröhrenkatarrh.

Den Holzteer gebraucht man noch selten bei chronischen Hauterkrankungen, in der Homöopathie auch bei Bronchitis. Bernstein, das fossile Harz von Kiefern und anderen Nadelhölzern, wird z. B. in der anthroposophischen Therapierichtung benutzt.

Verwendung in der Küche

Von März bis April erntet man von der Waldkiefer die jungen weichen Triebspitzen. Diese kann man in Wasser kochen und den Sud dann mit Zucker zu Sirup reduzieren oder mit Früchten zusammen als Aufstrich einkochen. Oder man gießt direkt einen Tee aus den frischen Triebspitzen auf. Hauptsächlich werden die Triebspitzen jedoch zum Aromatisieren von Spirituosen verwendet.

Von Mai bis Juli trocknet und mahlt man die Nadeln und verwendet das Pulver als Gewürz für Bratgerichte. Im Sommer verwendet man sie zum Spicken von Rouladen. Auch als Tee können sie genutzt werden.

Die Pinienkerne sind nicht so groß wie die der verwandten Mittelmeerkiefer, aber sie lassen sich von August bis September zum Beispiel geröstet in Bratlingen verwendet.

Die jungen männlichen Blütenknospen können im Mai ausgekocht werden. Der Sud wird mit Zucker zu Sirup gesüßt und reduziert.

Mit den kleinen, noch weichen, weiblichen Zapfen kann man von Juni bis Juli Spirituosen aromatisieren.

Naturparkspezifisch

Menschlicher Einfluss, lichte Kierfernwälder, Streurechen

Arsenbekämpfung aus der Luft

Arnikastandorte

Palkeringer Ziegelkohlenmeiler